Die Tanknadel Ihrer Armbanduhr – die Gangreserve

Eine klassische Armbanduhr ist ein Meisterwerk der Feinmechanik. Ein komplexes und kompliziertes Zusammenspiel von Zahnrädern, Scheiben und Federn ermöglicht die präzise Anzeige der Uhrzeit und dient als Basis für zahlreiche kleine und große Komplikationen, die aus einer einfachen Armbanduhr eine wahre Informationszentrale am Handgelenk machen.

Einleitung

Dabei haben Uhren aller unterschiedlichen Bauarten eines gemeinsam: sie benötigen Energie, um zu funktionieren. Arbeiten moderne, preisgünstige Modelle in Massenproduktion heute meistenteils mit einfachen Batterien als Energiequelle für simple Quarz-Uhrwerke, nutzen hochwertige Uhren, bis hin zur absoluten Luxus-Klasse aus Manufakturfertigung, seit ihren Anfängen mechanische Uhrwerke, die ihre Gangautonomie aus Federspannung beziehen.

Die erforderliche Federspannung kann heute auf zwei Arten erzeugt werden: die ersten Uhrwerke, auch jene, die so platzsparend konstruiert wurden, dass ein Einbau in eine Armbanduhr möglich wurde, erhielten die Federspannung ausschließlich durch Handaufzug. Bis heute finden sich zahllose mechanische Armbanduhren, die über die Krone in regelmäßigen abständen aufgezogen werden müssen. Bis 1923 war dies die ausschließliche Methode, einer Armbanduhr die erforderliche Energie zuzuführen.

Im Jahr 1923 wurde die erste Armbanduhr entwickelt, die auf einen manuellen Aufzug verzichtete. Mittels einer Pendelschwungmasse wurden hierbei die Armbewegungen des Trägers als Energiequelle genutzt und in Federspannung übertragen. Seither ist die Automatikuhr, gerade unter Luxusuhren, weit verbreitet, hat die Variante des manuellen Aufzugs jedoch nie vollständig verdrängt.

Die Grenzen der Technik

Im Vergleich mit einer modernen, strombetriebenen Quarzuhr wird ein vermeintlicher Schwachpunkt der Uhr mit manuellem Aufzug schnell erkennbar: die Zeit zwischen Vollaufzug und vollständigem Verlust der Federspannung, der gleichbedeutend mit dem Stillstand der Uhr ist, ist deutlich begrenzt.

Automatikuhren sind hier zwar erkennbar im Vorteil, da sie sich alleine durch übliche Körperbewegung des Trägers eigenständig wiederholt aufziehen, auch dieser Technik sind jedoch Grenzen gesetzt. So ist, abhängig vom Modell, nicht immer auszuschließen, dass deutlicher Bewegungsmangel nicht doch eventuell zum Stillstand führen kann. Außerdem empfiehlt sich bei längerem Nichttragen einer Automatikuhr die Verwendung eines Uhrenbewegers, der die natürliche Bewegung des Trägers simuliert und so das Uhrwerk dauerhaft in Gang hält.

Insbesondere die Armbanduhr mit Handaufzug stellt ihren Träger also vor eine Herausforderung: er muss daran denken, sie regelmäßig aufzuziehen. Was aber heißt in diesem Fall regelmäßig? Im Zweifelsfall wohl immer dann, wenn schmerzlich festgestellt wird, dass die Uhr steht. Diese Vorgehensweise ist jedoch aus mehreren Gründen wenig ratsam. Zum einen muss eine Uhr, die unbemerkt stehengeblieben ist, nicht nur aufgezogen, sondern meist auch komplett neu gestellt werden, zum anderen gilt es allgemein als nicht ratsam, die gespeicherte Energie der Feder einer Uhr komplett zu nutzen, da mit nachlassender Federspannung die Gleichmäßigkeit des Laufs eines Uhrwerks nachlässt. Es gilt also, eine Uhr mit Handaufzug frühzeitig mit neuer Federspannung zu versorgen.

Eine beliebte Komplikation macht dem Träger die Entscheidung, wann es denn nun zu weit ist, deutlich einfacher: die Anzeige der Gangreserve.

Was ist die Gangreserve?

Die Begriffe Gangdauer, Gangautonomie und Gangreserve werden in aller Regel synonym verwendet und beschreiben die Zeitspanne zwischen Vollaufzug und kompletter Entspannung der Zugfeder einer Uhr.

Wie beschrieben bestimmt die Gangdauer also die Zeit, die maximal zwischen zwei manuellen Aufzügen liegen sollte, wobei empfohlen ist, diese nicht voll auszuschöpfen.

Als beliebte kleine Komplikation bieten zahlreiche Armbanduhren, sowohl der preislichen Mittelklasse als auch der absoluten Luxusklasse eine Gangreserve-Anzeige. Erstmals nutze der Uhrenhersteller Jaeger-LeCoultre beim Modell Powermatic, im Jahre 1948 eine solche Anzeige.

Heute finden sich verschiedene Varianten der Darstellung, als Skala mit rotierendem Zeiger oder auch als waagerechte Skala, vergleichbar einer modernen Tankanzeige in Pkw. Sie alle zeigen an, wie viel Zeit verbleibt, bis die Federspannung vollständig abgebaut ist. Dabei unterscheiden sich einzelne Modelle in ihrer maximalen Gangdauer. Heute liegt die maximale Gangdauer einer Armbanduhr in aller Regel zwischen 35 und 150 Stunden, es finden sich aber auch zahlreiche Uhrenmodelle, die mit acht oder sogar 10 Tagen Gangreserve deutlich länger ohne Aufzug durchhalten.

Warum nutzen Automatikuhren eine Gangreserveanzeige?

Wer sich etwas eingehender mit Armbanduhren befasst, wird vielleicht verwundert feststellen, dass nicht nur Uhren mit Handaufzug eine Gangreserve-Anzeige nutzen, sondern auch Automatikuhren. Diese Praxis verschiedener Hersteller scheint auf den ersten Blick erklärungsbedürftig, muss doch eine Automatikuhr bekanntlich nicht manuell aufgezogen werden.

Die Verwendung der Gangreserve-Anzeige bei Automatikuhren hat jedoch eine gewissermaßen historische Begründung: in den ersten Jahren nach der Einführung des Selbstaufzugs misstrauten Kunden der neuen Technik weitestgehend. Offensichtlich gelang es nicht von Anfang an, Skeptiker davon zu überzeugen, dass eine Automatikuhr tatsächlich leistet, was sie verspricht und nicht doch früher oder später stehenbleibt. So entschlossen sich viele Hersteller, den Gegenbeweis durch Nutzung einer klassischen Gangreserve-Anzeige anzutreten, die dem Träger deutlich machen sollte, wie effektiv der Selbstaufzug tatsächlich arbeitet.

Fazit – Die Gangreserve-Anzeige, eine Komplikation mit Geschichte

Die Gangreserve-Anzeige ist für Uhren mit Handaufzug ohne Frage eine sinnvolle Funktion, die dem Träger den Alltag deutlich erleichtert und zur Präzision einer Uhr beiträgt.

Doch auch dort, wo sie eigentlich keine echte Funktion und damit keinen Zusatznutzen bietet, nämlich bei Uhren mit Automatikwerk, ist die Anzeige zwischen den häufig genutzten, ebenfalls historisch gewachsenen Beschriftungen „AUF“ und „AB“, eine schöne Erinnerung an die frühen Tage der Armbanduhr und ein Hinweis auf gewachsene Qualität.

Als Juwelier und Feinuhrmacher in Flensburg bieten wir von Peter Jürgensen natürlich auch eine größere Auswahl an Uhren, sowohl mit Automatik als auch mit Handaufzug, die mit einer Gangreserve-Anzeige ausgestattet sind.

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